Ben G.: Seit einiger Zeit werden wir immer wieder mit der Möglichkeit konfrontiert, anstelle unserer alten Telefonanlage doch auf ein modernes Microsoft Lync System, seit kurzem heißt es wohl Skype for Business, zu wechseln. Als Leiter für den Bereich Kommunikationstechnik diskutiere ich hierzu viel mit unserem IT-Leiter. Uns liegen kostenseitig sehr attraktive Angebote vor, dass wir Lync quasi einfach als Add-on zu unserem Microsoft Exchange Server dazu bekommen sollen. Teile der Software-Lizenzen wären auch bereits schon im aktuellen Microsoft Office Paket enthalten. Ich bin mir jedoch diesbezüglich unsicher, zumal ich gelesen habe, dass Microsoft sein Office Paket und den Exchange Server zunehmend bei den Kunden über Office 365 in die Cloud bringen will. Neben Sicherheitsbedenken zweifle ich auch einfach daran, dass alle unsere Nicht-Büroarbeitsplätze mit Lync vernünftig abgebildet werden. Parallel zu alldem naht das Ende von ISDN und unsere Geschäftsleitung möchte, dass wir uns als Unternehmen auch rechtzeitig und passend darauf vorbereiten. Können Sie mir als Systemhaus zu meinen Fragen passende Antworten liefern und uns auch basierend auf Ihren Erfahrungen etwas erhellen? Aktuell suche ich einfach verschiedene Antworten aus dem Markt, um ein Gesamtbild für unsere interne Entscheidungsfindung zu bekommen.

LT-Webteam: Sie greifen hier eine Frage auf, mit der sich seit einiger Zeit sehr viele Unternehmen beschäftigen. Auf dem Papier klingt die Lösung mit Lync (aktueller Name Skype vor Business (SfB)) einleuchtend und gut. Wichtig ist aus unserer Sicht jedoch, dass man sich von der Einfachheit der vorgelegten positiven Argumente für Microsoft Lync nicht von der eigenen kritischen Hinterfragung einer individuellen Eignung abbringen lässt.

Die Erfahrung, die unsere Kunden mit Lync gemacht haben, ist, dass Lync nicht per se für jedes Unternehmen die beste, neue Lösung ist. Lync ist über die Jahre zweifelsfrei leistungsfähiger geworden und heute besser als der Microsoft Office Communications Server (OCS) noch vor einigen Jahren. Jedoch sind die Kunden in Deutschland über die Jahre von den verschiedensten TK-Herstellern auch in Bezug auf die Sprachqualität sehr verwöhnt worden. Die deutschen Kunden waren und sind ausgefeilte ISDN TK-Anlagen gewohnt, hatten später dann vielleicht Hybrid oder IP-Systeme im Einsatz und haben damit ihre gewachsenen individuellen Kommunikationsanforderungen moderner Zeiten gelöst bekommen. Für derart gewachsene Kunden ist Lync aus unserer Sicht nicht immer die richtige Wahl, ohne Einschränkungen in Kauf zu nehmen.

Wir sehen die Schwachstellen von Lync aktuell bei der Anbindung analoger und digitaler Endgeräte. Problematisch wird es aus unserer Sicht insbesondere dann, wenn Fahrstuhlnotrufsysteme, Frankiermaschinen, Alarmanlagen, Brandmeldesysteme, Fernwartsysteme – bspw. zur Heizungsablösung -, Bewohnernotrufsysteme oder auch vorhandene Call Center Anwendungen angebunden werden sollen. Das fehlerfreie Empfangen und Versenden von Faxen kann schon ein Problem werden. Auch sehen wir Schwierigkeiten bei der Anbindung von Heimarbeitsplätzen. Dann leidet häufig die Sprachqualität, da in der Umsetzung nicht immer die Notwendigkeit priorisierender Breitbandverbindungen (Stichwort Quality of Service (QoS)) im gesamten Netz berücksichtigt worden sind, sondern einfach der vorhandene ADSL-Anschluss im Heimbüro der Mitarbeiter verwendet wird. Bei einem Lync-Projekt muss unserer Ansicht nach das gesamte Netzwerk des Kunden für VoIP befähigt werden, bis hin zum Heimarbeitsplatz. Diese Kosten werden jedoch bei der ersten Vorstellung von Lync Lösungen häufig außer acht gelassen. Im Ergebnis haben wir oft auch schon mit enttäuschten Kunden zu tun gehabt, die nachträglich dann überlegt haben, wieder auf ein „echtes“ TK-System eines Herstellers von Kommunikationssystemen wie AVAYA zurückzugehen.

Mit den Bestrebungen Lync zunehmend auch als hybride Lösung oder als Cloud-Lösung anzubieten, verschärfen sich aus unserer Sicht die Anforderungen an die Qualität des Netzwerkes noch weiter. Zudem kommen dann jedoch zusätzlich auch noch Sicherheitsaspekte hinzu, die man bei der Bewertung unbedingt berücksichtigen sollte. Will man wirklich die gesamte Unternehmenskommunikation über einen zentral in der Cloud gehosteten Server abwickeln? Kennt man den Standort des Servers sowie das Datensicherheitskonzept des Anbieters und auch der involvierten Provider? Wie ist der Zugriff durch Dritte, bspw. die amerikanischen Behörden geregelt?

Gern bieten wir Ihnen auch an, dass wir einmal zu einem detaillierten Projektgespräch zu Ihnen kommen.

Haben Sie noch weitere Fragen? Dann nehmen Sie einfach Kontakt zu uns auf: Telefonisch unter +49 (30) 986 003-198 oder per E-Mail an avaya-blog@lipinski-telekom.de.

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