Adrian P.: Wir nutzen AVAYA als unsere Kommunikationslösung für Standorte und Heimarbeitsplätze und sind damit technologisch und funktionsmäßig sehr zufrieden. Kürzlich habe ich jedoch erfahren, daß AVAYA erneut Chapter 11 angemeldet hat. Welche Auswirkungen hat dies auf uns? Sollten wir unsere Software nun überhaupt noch upgraden? Müssen wir uns nach einer neuen Kommunikationslösung umsehen? Können Sie uns Ihre Einschätzung dazu geben?
LT-Webteam: Vielen Dank für Ihre Anfrage.
Es ist korrekt, daß AVAYA am 14.02.2023 in Texas, USA, freiwillig Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt hat. Dieser Antrag galt für alle AVAYA Gesellschaften in den USA, während die internationalen Landesgesellschaften davon nicht betroffen waren. Im Rahmen dieses Antrags hat AVAYA eine selbstverantwortete Neuaufstellung des Unternehmens durchgeführt.
Allerdings wurde das Chapter 11 bereits schon wieder am 01.05.2023 erfolgreich abgeschlossen.
Im Gegensatz zur ersten Beantragung von Chapter 11 im Jahr 2017 hatte AVAYA dieses Mal bereits vor dem Gläubigerschutzverfahren eine erfolgreiche finanzielle Neuausrichtung vollständig abgeschlossen. Über 90% der verbrieften Kapitalgeber unterstützten den von AVAYA vorgelegten Umstrukturierungsplan.
AVAYA ist aus dem Chapter 11 erfolgreich restrukturiert und finanziell gestärkt hervorgegangen.
Die Schulden des Unternehmens wurden von ca. 3,4 Mrd. USD auf ca. 0,8 Mrd. USD reduziert. Zudem erhielt AVAYA neue liquide Finanzmittel in Höhe von 628 Mio. USD, einschließlich eines befristeten Darlehens von 500 Mio. USD und zusätzlich einer Finanzierung in Höhe von 150 Mio. USD.
Durch diese Einigungen zur Schuldenreduzierung um ca. 75% und die zusätzliche Liquidität von ca. 780 Mio. USD hat AVAYA seine kurz- und langfristige Finanzierung erfolgreich gesichert.
Bereits vor der erneuten Chapter 11 Anmeldung hatte der neue CEO von AVAYA, Alan Masarek, umfassende organisatorische, personelle und produktstrategische Veränderungen eingeleitet, um Kosten einzusparen. Die Organisationsstruktur der internationalen Landesgesellschaften, darunter auch in Deutschland, wurde optimiert. Es wurden Maßnahmen zur Personalreduzierung umgesetzt, und unwirtschaftliche Lösungen mit geringer Nutzerzahl wurden ausgedünnt.
Gleichzeitig bleibt der Fokus von AVAYA auf bewährte Produkte wie AVAYA Aura Communication Manager, AVAYA IP Office, Contact Center Lösungen und Cloud Angebot sowie Lösungen für die virtuelle Zusammenarbeit bestehen. Diese erfolgreichen Produkte und Lösungen werden weiterhin fortgeführt und weiterentwickelt.
Daher sollten anstehende Software-Upgrades nicht verschoben werden, insbesondere um weiterhin Sicherheitspatches zu erhalten.
Als AVAYA Partner hätten wir uns natürlich gern Nachrichten zu AVAYA ohne Chapter 11 gewünscht. In den letzten Monaten 2022 gab es jedoch leider sehr viele Spekulationen über die finanzielle Situation von AVAYA, die im Internet wild verbreitet wurden. Es wurden verschiedene Gerüchte über mögliche Übernahmen durch Microsoft, RingCentral oder Zoom sowie über ein mögliches Chapter 11 Verfahren diskutiert, was letztendlich eingetreten ist.
Für Kunden und Nutzer von AVAYA Lösungen ist dieser Ausgang nun eine gute Nachricht, da die Zukunft von AVAYA gesichert ist.
Insbesondere in dieser Zeit des starken Umbruchs auf dem Kommunikationsmarkt, in dem viele Unternehmen neue Cloud-Angebote den Markt bringen und neue Anbieter erstmals in Erscheinung treten, ist die Gewißheit über die gesicherte Zukunft von AVAYA von sehr positiver und großer Bedeutung.
AVAYA hat sich erfolgreich neu aufgestellt und seine Zukunft gesichert. Der CEO Allan Masarek hat bereits früher bewiesen, daß er eine strukturelle Neuausrichtung erfolgreich umsetzen kann, wie er es bei Vonage im Jahr 2014 getan hat. Deshalb wurde er offenbar zu AVAYA geholt, und leitet er derzeit ebenso die erfolgreiche Restrukturierung bei AVAYA. Wir wünschen ihm weiterhin viel Erfolg dabei.
Wenn Sie weitere Fragen zu diesem Thema haben, können Sie uns telefonisch unter +49 (30) 986 00 3-198 oder per E-Mail an avaya-blog@lipinski-telekom.de.
